Solarstadt Nürtingen – Initiative für eine lebenswerte Stadt
Deutschland geht es gut – so gut wie nie zuvor, aber wie lange noch und zu welchem Preis? Wenn wir unseren momentanen Lebensstil beibehalten und der daraus resultierende Klimawandel mit der gleichen Geschwindigkeit voranschreitet wie jetzt, wird sich unser Wohlstand im Nu auflösen. Immer mehr Wissenschaftler verweisen auf die wirtschaftlichen Folgen von immer häufigeren Klimakatastrophen und steigenden Strömen von Klimaflüchtlingen. Nicht in Geld zu bemessen sind die noch viel schlimmeren Auswirkungen des Klimawandels: der Verlust unserer Lebensgrundlagen und damit die Gefährdung unserer Zivilisation. Das Wissen um die Folgen des Klimawandels ist da und immer häufiger präsent in unterschiedlichen Medien. Es ist höchste Zeit, etwas zu tun, denn die Auswirkungen von Gegenmaßnahmen werden erst in einigen Jahren spürbar sein. Nicht mehr fern ist das Jahr 2040 – bis dahin müssen die gesamten CO2-Emissionen auf maximal eine Tonne pro Person und Jahr heruntergefahren werden, weltweit.
Mit der Rettung der Zivilisation ist es so eine Sache – zu groß ist die Aufgabe für eine/n Einzelne/n. Vielmehr müssen mehrere Hebel betätigt werden: Es braucht gesellschaftliche Strukturen, die den Klimaschutz fördern und belohnen. Die Politik muss ihre Verantwortung endlich ernst nehmen, indem sie z.B. die CO2-Emissionen richtig und fair bepreist. Schließlich braucht es engagierte und mutige Bürger/innen, die letzteres einfordern, aber auch im eigenen Umfeld ihr Möglichstes tun.
Wir, die Mitglieder der Projektgruppe „Solarstadt Nürtingen 2046“ setzen uns dafür ein, dass man in unserer Stadt auch in ferner Zukunft genussvoll, gesund, gemeinschaftlich, nachhaltig, umweltfreundlich, sozial gerecht und unabhängig leben kann. Nürtingen soll bis zu seinem 1000-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2046 eine Solarstadt werden, die sich ohne fossile Energieträger (wie Erdöl, Erdgas und Kohle) umweltfreundlich und nachhaltig mit Energie versorgen kann. Dabei geht es nicht nur um die Energieversorgung, sondern auch um ganzheitliche Veränderungen in unserer Gemeinschaft, um unseren Lebensstil. In unterschiedlichen klimarelevanten Bereichen wie Energieversorgung, Landwirtschaft, Mobilität, Konsum und Ernährung entwickeln wir attraktive Szenarien und setzen sie in kleineren und größeren Projekten um. Dadurch wollen wir die Klimaziele, die 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris beschlossen wurden, auch auf kommunaler Ebene erreichen.
Die Idee für die Solarstadt wurde bereits vor rund 20 Jahren (1998) in der BUND-Ortsgruppe Nürtingen geboren. Das ursprüngliche Vorhaben zielte darauf ab, zu berechnen, ob sich eine Mittelstadt wie Nürtingen aus regenerativen Quellen versorgen kann. Damaliges Motto war: „Wieviel Energie muss eingespart werden, damit unerschöpfliche Energiequellen den Restbedarf decken können?“
Seither ist viel geschehen. Das 20jährige Jubiläum der Vision Solarstadt hat die BUND-Ortsgruppe deshalb zum Anlass genommen im Jahr 2018 ein Update der Solarstadt zu erarbeiten. Unterstützt durch verschiedene Akteure – das "Forum Zukunftsfähiges Nürtingen", „Solawi Nürtingen“, den Klimaschutzmanager der Stadt, Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Energieberater, Vertreter von Industrie und Handwerk und engagierte Bürger/innen – sollen dabei neue Erkenntnisse und technologische Entwicklungen in das Modell eingearbeitet werden. Die Stadtwerke liefern Daten und die Stiftung Ökowatt bietet finanzielle Unterstützung. Die Bereiche Energieerzeugung, Speicherung, Effizienz und Mobilität wurden dabei auf den neuesten Stand gebracht. Um ein umfassendes Bild der aktuellen und zukünftigen Lebenssituation in Nürtingen zu liefern, sollen ergänzend auch die Bereiche Landwirtschaft, Konsum und Ernährung erstmals ausführlicher in das Konzept der Modellierung aufgenommen werden, weil sie großen Einfluss auf die Klima- und Umweltbilanz Nürtingens haben. Neu ist auch das Thema Klimaanpassung und Wasser.
Wie alles begann und mehr über die Vision der "Solarstadt 2046".
Die Themen der "Solarstadt 2046"
Bunte Beete – Urbane Gärten Nürtingen
Essbares Grün in der Stadt
Mehr Grün in der Stadt lautet das Motto unserer Initative "Bunte Beete – Urbane Gärten Nürtingen". Doch statt allseits bekannter Blumen wie Aster, Begonie und Fuchsie sorgen Tomaten, Zuccini und anderes Essbares in Grün und Bunt für einen ungewohnten Gaumenschmaus.
Solarstadt Modell
Wie Nürtingen zur Solarstadt wird
Anhand eines umfangreiches Modells zur Solarstadt, das lokale Daten wie auch bundesdeutsche Durchschnittswerten zu Mobilität, Energiegewinnung und -speicherung verarbeitet, lässt sich die Vision der Zukunft erschaffen. Das Modell gibt Aufschluss darüber, wie das ehrgeizige Ziel des Projektes „Nürtinger Solarstadt 2046“ erreicht werden kann und wie jede/r Einzelne seinen und ihren Beitrag dazu leisten kann.